Beschreiben Sie in 4-5 Sätzen Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit und was Sie daran besonders schätzen.
Ich arbeite als Diplomatin beim EDA, dem Eidgenössischen Departement für Auswärtige Angelegenheiten. An dem Beruf schätze ich besonders die Vielfalt und die immer neuen Herausforderungen. Aufgrund der Versetzungspflicht wechsle ich alle 3-4 Jahre meine Stelle, was dazu führt, dass ich immer wieder in neuen Ländern und mit neuen Themen arbeiten kann. Meine bisherigen Einsätze waren in Tiflis (Georgien), in Bern, im Personaldienst des EDA, und heute bin ich in Pristina (Kosovo). Hier bin ich als stellvertretende Missionschefin zuständig für die Bereiche Politik, Wirtschaft und Kultur, aber auch für Managementfragen. Die Vielfalt meiner Tätigkeit bringt es mit sich, dass ich am selben Tag beispielsweise ein Gespräch mit Schweizer Geschäftsleuten führe, dann an einem Kulturprojekt arbeite, Bern über die aktuelle politische Entwicklung in Kosovo informiere und am Abend einen Anlass von UNDP zum Thema Frauenrechte besuche.
Wie sind Sie zu Ihrem heutigen Beruf gekommen?
Nach dem Abschluss der Dissertation absolvierte ich den Concours diplomatique des EDA, die Aufnahmeprüfung für den diplomatischen Dienst der Schweiz. Nach bestandener Aufnahmeprüfung folgte ein Jahr lang ein Stage innerhalb des EDA in Bern und in Pretoria.
Welche Fächerkombination haben Sie an welcher Uni studiert?
Ich habe an der Uni Bern Philosophie, Russistik und Staatsrecht studiert. Nach dem Grundstudium wechselte ich an das Osteuropa-Institut der Uni Fribourg, wo ich in Kulturphilosophie Ost- und Ostmitteleuropas und Russistik abschloss. Ein Semester lang war ich zudem in Moskau, an der Russian State University for Humanities (RGGU).
Nach dem Lizentiat arbeitete ich als Diplomassistentin im Bereich Kulturphilosophie Ost- und Ostmitteleuropas an der Universität Fribourg, das heisst ich unterrichtete an der Uni und verfasste meine Dissertation zum Thema russische Rechtsphilosophie.
Was hat Sie zu einem Studium der Sprach- und Literaturwissenschaften bewogen?
Mein Interesse an der russischen Sprache und Literatur und die Breite des Studiums, die es ermöglichte, sich mit den unterschiedlichsten Themen zu beschäftigen. Vor allem die von mir gewählte Fächerkombination ermöglichte die Auseinandersetzung mit einer grossen Bandbreite von Themen.
Was ist das Wichtigste, das Sie aus Ihrem Studium für Ihre berufliche Tätigkeit mitgenommen haben?
Einerseits sicher das Fachwissen, das ich auch in meiner heutigen Tätigkeit anwenden kann, wenn auch nicht auf jedem Posten im selben Ausmass. Andererseits aber Kompetenzen wie das Analysieren von Texten und das vernetzte Denken, das Schreiben und verständliche Präsentieren von komplizierten Sachverhalten, das rasche Einarbeiten in ganz neue, komplexe Themenfelder.
Welche Tipps geben Sie angehenden Studierenden der Sprach- und Literaturwissenschaft mit auf den Weg?
Man sollte echtes Interesse für die Fächer mitbringen, nicht aus Verlegenheit diese Studienrichtung wählen! Da dieses Studium nicht direkt zu einem klar definierten Beruf führt, macht es Sinn, sich während des Studiums Gedanken zu machen, in welchen Bereichen man gerne einmal arbeiten würde. Entsprechend kann man aktiv nach Möglichkeiten suchen, einen konkreten Einblick in diese Berufsfelder zu erhalten, sei es durch Praktika oder indem man sich bei den entsprechenden Institutionen informiert.
Wichtig ist aber auch, das Studium zu geniessen und von dem Angebot der Universitäten möglichst viel zu profitieren. Nicht nur „Punkte jagen“ sondern auch mal in eine spannende Vorlesung in einem ganz anderen Fach reinsitzen! Ebenso würde ich ein Auslandsemester sehr empfehlen, gerade für Studierende der Sprachwissenschaft.
März 2016