Wie sind Sie zu Ihrem heutigen Beruf gekommen?
Nach der Ausbildung zur Primarlehrerin und einer kurzen Lehrtätigkeit habe ich mich für ein Philologie Studium entschieden. Als Werkstudentin durfte ich dann aber in verschiedenen Bereichen erste Berufserfahrung machen, unter anderem als Reiseleiterin und beim Radio die „Stimme Russland“ in Moskau. Nach dem Studium arbeitete ich eineinhalb Jahre bei einer Presseagentur, die spezialisiert war auf Internationale Zusammenarbeit. Diese Erfahrung motivierte mich, die Aufnahmeprüfung für den diplomatischen Dienst zu machen.
Beschreiben Sie in 4-5 Sätzen Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit und was Sie daran besonders schätzen.
Aktuell arbeite ich auf der Ständigen Vertretung der Schweiz bei den Vereinten Nationen in New York. Hier leite ich das Team Nachhaltige Entwicklung und Humanitäre Angelegenheiten. Ich habe das Privileg, mich täglich für Grundwerte wie jene der Freiheit, Vielfalt, Menschenrechte und Gleichberechtigung einzusetzen. In den vergangenen Jahren war ich zudem direkt am Prozess der Erarbeitung der globalen Nachhaltigkeitsagenda, der „Agenda 2030“ beteiligt. Dies war ein historisch einzigartiger Prozess, da die Weltgemeinschaft sich erstmals auf eine universell gültige Agenda mit klaren Zielvorgaben geeinigt hat, die der Bewältigung der globalen Herausforderungen dienen.
Welche Fächerkombination haben Sie an welcher Uni studiert?
Russistik, Slawistik und Journalismus an der Universität Fribourg.
Was hat Sie zu einem Studium der Sprach- und Literaturwissenschaften bewogen?
Die Liebe zur Literatur, die Neugierde an anderen Kulturen.
Was ist das Wichtigste, das Sie aus Ihrem Studium für Ihre berufliche Tätigkeit mitgenommen haben?
Dass die vertiefte Auseinandersetzung mit einer Fragestellung grundlegend ist, um gute Lösungen zu finden. Die Zeit, die uns während des Studiums zur Verfügung stand, um uns auszutauschen und gemeinsam zu philosophieren war kein Luxus. Vielmehr ist sie Ausdruck einer Haltung, die ich auch heute noch versuche vorzuleben: Wir müssen Inseln der Reflektion schaffen; nur so entwickeln wir gute und solide Lösungen, die dann auch nachhaltig wirken.
Welche Tipps geben Sie angehenden Studierenden der Sprach- und Literaturwissenschaft mit auf den Weg?
Nehmt Euch heute die Zeit; sie ist ein Geschenk für die Zukunft.
Weitere Bemerkungen zu Ihrem Studium, Ihrem Beruf?
Ein Studium der Philologie ist auch heute noch wertvoll, da es uns in unserer Informations- und Wissensgesellschaft mit elementaren Fähigkeiten ausstattet. Über meine Berufswahl bin ich weiterhin glücklich. Ich darf nicht nur die Werte meines Landes nach aussen vertreten, sondern habe das Privileg immer wieder unglaublich interessanten und faszinierenden Persönlichkeiten zu begegnen.
Mai 2017