Beschreiben Sie in 4-5 Sätzen Ihre aktuelle(n) berufliche(n) Tätigkeit(en) und was Sie daran besonders schätzen.
Ich arbeite als Autorin – das heisst, ich schreibe; und zwar Prosa, Theaterstücke, Kolumnen. Hinzu kommen Lesungen mit meinem Buch und Auftritte zusammen mit einer Sängerin, bei denen wir ebenfalls Texte von mir, in diesem Fall eher lyrische Texte „performen“.
An meinem Beruf schätze ich vor allem die Freiheit – die Freiheit, Geschichten zu erfinden, aber auch die Freiheit, meinen Arbeitsalltag selber zu bestimmen.
Wie sind Sie zu Ihrem heutigen Beruf gekommen?
Wenn ich zurückdenke, glaube ich zu verstehen, dass ich genau das immer schon machen wollte: Geschichten erzählen. Es war eine Sehnsucht, die nie nachliess.
Ich habe immer schon geschrieben, für mich, für die Schublade. Während der Uni besuchte ich einen Schreibzirkel, gewann einen Literaturwettbewerb, später arbeitete ich als Assistentin am Theater, wo die Dramaturginnen merkten, dass ich schreibe - so nahm es seinen Lauf.
Welche Fächerkombination haben Sie an welcher Uni studiert?
Deutsche Literatur, Linguistik und (neuzeitliche und zeitgenössische) Philosophie, ich schloss mit dem guten alten „lic. phil. I.“ ab. Studiert habe ich an der Université de Fribourg.
Was hat Sie zu einem Studium der Sprach- und Literaturwissenschaften bewogen?
Das Interesse an Geschichten, und an der Art, wie sie durch die Verwendung von Sprache erzählt werden können. Ich las gerne, ich schrieb gerne, ich dachte mir gerne Geschichten aus.
Was ist das Wichtigste, das Sie aus Ihrem Studium für Ihre berufliche Tätigkeit mitgenommen haben?
Einerseits ein Gefühl für das System der Sprache. Andererseits ein Bewusstsein für die unzähligen Möglichkeiten, wie dieses Werkzeug verwendet wurde bzw. verwendet werden kann. Formal aber auch inhaltlich betrachtet.
Ich glaube, das Studium hat mir gezeigt: Schau, das alles kann man mit der deutschen Sprache anstellen - aber das ist nur ein kleiner Teil und erst der Anfang!
Welche Tipps geben Sie angehenden Studierenden der Sprach- und Literaturwissenschaft mit auf den Weg?
Mut zur Neugier. Lotet die Extreme aus. Die Studierenden dürfen sich auf alles einlassen, was die Sprache zu bieten hat, das ist ein Privileg – und dabei müssen sie keineswegs alles gut finden. Aber wichtig ist: Sprache ist ein mächtiges Werkzeug. Heute mehr denn je. Insofern sind die Sprach- und Literaturwissenschaften alles andere als verstaubt.
September 2018
Martina Clavadetscher, geboren 1979, studierte Germanistik, Linguistik und Philosophie. Seit 2009 arbeitet sie als Autorin, Dramatikerin und Radio-Kolumnistin. Ihr Prosadebüt ‹Sammler› erschien 2014. Für die Spielzeit 2013/2014 war sie Hausautorin am Luzerner Theater. Mit ihrem Theaterstück ‹Umständliche Rettung› gewann sie 2016 den Essener Autorenpreis und war im selben Jahr für den Heidelberger Stückemarkt nominiert. Für ‹Knochenlieder› erhielt sie 2016 den Preis der Marianne und Curt Dienemann-Stiftung und wurde 2017 für den Schweizer Buchpreis nominiert. Martina Clavadetscher lebt in der Schweiz.