Angesichts der zentralen Rolle von mobiler graphischer Kommunikation seit dem Verschicken der ersten SMS-Nachrichten im Jahre 1992 und von internetbasierten Diensten wie WhatsApp (seit 2010) erstaunt es, dass bisher weder systematische Forschungsarbeiten noch grössere Korpora zur WhatsApp Kommunikation vorliegen. Im SNF-geförderten Sinergia-Projekt „What’s Up, Switzerland? Language, Individuals and Ideologies in mobile messaging“ (www.whatsup-switzerland.ch) unter der Leitung von Elisabeth Stark (Universität Zürich) wird seit Anfang 2016 der Sprachgebrauch in WhatsApp-Messages in der Schweiz anhand von authentischen Chats untersucht. Das weltweit erste grosse multilinguale WhatsApp-Korpus umfasst eine Sammlung von 619 Chats in allen vier Landessprachen und ihren Dialekten (5’731’430 Tokens); es wird der Öffentlichkeit nach Projektende (Ende 2018) als open access Datenbank zugänglich gemacht werden. Im Zentrum der Forschung stehen zwei Fragen: „Wie sehen Schweizer WhatsApp Chats aus, auch im Vergleich zu SMS-Nachrichten?“, und „Was wird gesagt/getan/geschrieben, wenn Anwender und Medien (über) WhatsApp Chats kommunizieren?“. Das Projekt gliedert sich in vier Subprojekte. In Subprojekt A werden zwei saliente sprachliche Strukturen in französischen, (schweizer-)deutschen, italienischen (auch bündnerromanischen) WhatsApp-Nachrichten untersucht: der Ausfall von verbalen Ergänzungen (Subjekte, Objekte) und der Gebrauch von verbalen Periphrasen, die Gleichzeitigkeit ausdrücken (bin am Schreiben). Ziel der Untersuchung ist es, Frequenz und Distribution dieser Phänomene zu beschreiben und die Regularitäten ihres Auftretens zu identifizieren (aussersprachlich: Technologie/Zeitdruck, oder innersprachlich: Semantik/Syntax). Die Leitung liegt bei Elisabeth Stark (Zürich) und Silvia Natale (Bern); Doktorandinnen sind Franziska Stuntebeck (Zürich) und Rossella Maraffino (Bern). In Subprojekt B geht es um visuelle Aspekte in WhatsApp, genauer um die Verwendung von Emojis und weiteren graphischen Besonderheiten, mit einem Schwerpunkt auf (schweizer-)deutschen und französischen WhatsApp Nachrichten – analysiert werden Distribution und Funktion dieser auffälligen Merkmale von WhatsApp, geleitet von Christa Dürscheid (Zürich) und Federica Diémoz (Neuchâtel), und durchgeführt von den Postdocs Christina Siever (Zürich) und Etienne Morel (Zürich/Neuchâtel). Subprojekt C (Leitung: Beat Siebenhaar, Leipzig; Doktorand: Samuel Felder) wendet sich den einzelnen Individuen in WhatsApp zu. Dabei wird analysiert, wie das Individuum in schweizerdeutschen WhatsApp Chats verschiedene sprachliche Variablen und Code-Switching-Phänomene einsetzt, um sich als Teil einer Gruppe und als Individuum in der Gruppe zu positionieren. In Subprojekt D werden schliesslich der kulturelle Diskurs und die soziale Bedeutung der mobilen Kommunikation in den Fokus gerückt, d.h. der öffentliche Diskurs in Bezug auf mobile Kommunikation via WhatsApp (und SMS). Die Leitung hat Crispin Thurlow (Bern), seine Doktorandin ist Vanessa Jaroski.